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Winzling mit Charme: Das Goggomobil Schleswig-Holsteinische Zeitung
18. April 2009 Schleswig-Holsteinische Zeitung Von Sabine Sopha
http://www.shz.de/lokales/schleswig-holsteinische-landeszeitung/artikeldetails/article/801/winzling-mit-charme-das-goggomobil.html

Am Wochenende geht Horst Steffanowski mit einem kleinen Auto auf große Fahrt. Denn mit seinem Goggomobil gehört er zum schleswig-holsteinischen Glas- und Goggomobil-Stammtisch.
Winzling mit charmeDer Chrom glänzt in der Sonne. Der himmelblaue Lack strahlt mit dem Himmel um die Wette. Das Goggomobil von Horst Steffanowski ist für die Ausfahrt bereit. Dabei erweckt es den Eindruck, als wenn es erst noch wachsen müsste. Selbst der Austin-Mini ist groß neben diesem Winzling aus den Wirtschaftswunderjahren. Dennoch wurde das Goggomobil als "Kleinwagen für eine vierköpfige Familie" angepriesen. "Vier Leute passen hinein", versichert Steffanowski. Und grinst verschmitzt. "Doch da waren wir noch jünger und leichter". 60 Stundenkilometer würde der Winzling vollbeladen noch laufen. Nicht übel bei einer Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h. "Damit darf ich noch auf der Autobahn fahren", erklärt Steffanowski. Allerdings verzichtet er darauf - zu groß sei ihm die Gefahr, das von hinten jemand auffährt.
Horst Steffanowski aus Alt Duvenstedt ist ein Goggomobil-Fan der ersten Stunde. Als 1955 die ersten Autos von der niederbayerischen, ehemaligen Landmaschinenfabrik Glas produziert wurden, war er unter den Käufern. Mit dem Nummernschild der britischen Besatzungszone ging er von Schleswig-Holstein aus auf Tour: "Zelt einpacken und los!", erinnert sich der 74-Jährige.
Auch heute noch ist er mit einem Goggomobil - das er seit etwa eineinhalb Jahren hat - unterwegs. "Doch nur bei schönem Wetter", lacht er. Regen soll das gute Stück nicht abbekommen. Immer lässt sich das jedoch nicht vermeiden. So wie vielleicht an diesem Wochenende. Dann veranstaltet der "Stammtisch Nordlichter" sein "Anglasen": Zehn bis fünfzehn Fahrzeuge aus den Glas-Werken werden von Neumünster nach Plön fahren.
Mit dabei: Horst Steffanowski mit RD-GO 250. Noch hat der Wagen ein Saisonkennzeichen, aber der Goggomobil-Fan überlegt, sich ein historisches Nummerschild zuzulegen. Alt genug ist der Wagen.
Gebaut werden die Goggomobile schon lange nicht mehr. "Aber an Ersatzteilen ist noch so ziemlich alles zu bekommen", erklärt Steffanwoski. Kotflügel fertige beispielsweise ein Erst ausrüster von Porsche an. Andere Teile stellt die Firma Stauffenberg her - oder der Fan selbst. Steffanowski ist gelernter Werkzeugmacher und hat eine kleine Drehbank in der heimischen Werkstatt stehen. Was er nicht selbst anfertigen kann, versucht er auf Teilemärkten zu ergattern. Oder erhofft sich Tipps bei den monatlichen Treffen des schleswig-holsteinischen Goggo-Stammtisches. Da stehen die "Benzingespräche", wie Steffanowski es nennt, im Mittelpunkt: Reparaturtipps und Ersatzteilbeschaffung.
Horst Steffanowski ist ein begeisterter Tüftler und ein leidenschaftlicher Fahrer. Neben seinen Autos hatte er stets Motorräder - und hat sie noch, so zum Beispiel eine NSU Quick. Allerdings nur in der Garage stehen. "Irgendwann muss mal Schluss sein", sagt der Mann, der 1951 seinen Führerschein machte. Er zieht den "grauen Lappen" aus der Brieftasche - schon eine umgeschriebene Fahrerlaubnis - und erzählt, wie er damals lediglich den ersten Paragraphen der Straßenverkehrsordnung und einige Verkehrszeichen kennen musste.
Ein Goggomobil hat er sich wieder zugelegt, weil es ihn an seine schönen Jugenzeiten erinnert. Manchmal begleitet ihn heute Ehefrau Heidi auf den Fahrten. Gegen sein Freizeitvergügen hat sie nichts einzuwenden. Auch nichts gegen seine Motorrad-Pokale in der Wohnzimmer-Vitrine. Und die Goggo-Modelle, die dort aufgereiht sind. Auch ein Modell mit Wohnanhänger gibt es. Denn mit dem Winzling gingen viele auf große Fahrt.

 
Der Wirtschaftswunder-Winzling Schleswig-Holsteinische Zeitung
19. April 2009 - 12:36 Schleswig-Holstein am Sonntag Von Sabine Sopha
http://www.shz.de/schleswig-holstein-am-sonntag/artikeldetail-shs/article/1711/der-wirtschaftswunder-winzling.html


Im Wirtschaftswunder-Deutschland war der Wagen ein Erfolgsmodell. Inzwischen gibt es schätzungsweise nur noch 600 registrierte Goggomobile. Einer davon gehört Horst Steffanowski aus Alt Duvenstedt.
hsUnglaublich, was für eine Zubehörvielfalt es für das kleine Auto gab: Schneeketten, Radio, Zigarettenanzünder, Sonnenblende für die Windschutzscheibe, Anhängerkupplung - um nur einige zu nennen. Die Blumenvase am Amaturenbrett war allerdings serienmäßig. Versteht sich, dass sie bei Horst Steffanowski gefüllt ist. Der 74-Jährige aus Alt Duvenstedt (Kreis Rendsburg-Eckernförde) ist Mitglied des Glas- und Goggo-Stammtisches "Nordlichter", der am heutigen Sonntag mit mehr als zehn Wagen auf große Fahrt gehen will - von Neumünster nach Plön.
Auch andere "Zubehörteile" fehlen nicht: Die Klorolle im Heckfenster und der Wackel-Dackel. Auf den Haltegriff am Amaturenbrett hat der Goggomobil-Fan allerdings verzichtet. "Jedes Loch, das ich reinbohre, tut mit weh", gesteht Steffanowski. Schließlich sorgt der Bastler in erster Linie dafür, dass der Winzling wie neu glänzt. Möglich machen das Fachwissen (er ist gelernter Werkzeugmacher) und eine noch große Palette an Ersatzteilen.

Der Nachfolger sollte wie ein Trabbi aussehen
Der Alt Duvenstedter erweist sich als echter Kenner der Goggomobile. Er selbst hatte erst einen Motorroller (auch der wurde, zum Teil mit Beiwagen, von den Glas-Werken gebaut), dann ab 1955 für drei Jahre ein Goggomobil. Damit war er viel unterwegs - von Schleswig-Holstein bis an den Rhein. Und der Hamburger Filmemacher Peter Backhaus fuhr gemeinsam mit seiner Frau im Goggomobil sogar um die Welt. Auch Bergrennen wurden mit den Winzlingen gefahren. Erfolgreich, wie Horst Steffanwoski betont. "Meist holten sie die Gold- oder Silbermedaille".
Auf dem heimischen Küchentisch hat er Literatur über den Wirtschaftswunder-Winzling aus Dingolfing ausgebreitet, deutet auf die Werbung: "Auch ein Transporter wurde gebaut." Vor allem die Post setzt den Kleintransporter ein. Heute sind diese Exemplare gesuchte Sammlerstücke. Auch Steffanowski würde "glatt weg noch einen kaufen".
"Ausgestorben" ist das Goggomobil, weil es dann größere und technisch bessere Autos gab. So war ein Nachfolger in Planung, der wie ein Trabbi aussah. "Aber der wurde nie gebaut", weiß der Alt Duvenstädter Goggo-Fan. Das Andenken an die Winzlinge halten heute weltweit Fans ihn Ehren. "Rund 5000 Euro kostet ein Auto", so Steffanowski. Die Arbeitsstunden natürlich nicht mitgerechnet.

 

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